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Wechsle zu: Bericht mit Bildern im Text (lange zum Laden...) Karge Fjorde, Lammfleisch und GeysireIsland, schon im September 1999 war uns klar; da wollten wir hin. Wir erlebten auf einer Fahrt von den Westfjorden bis an den Gullfoss unvergessliche Momente. Zwei Wochen auf dem Rad im Westen Islands. [Unsere Reiseroute in West-Island]Da standen wir also, am Flughafen in Keflavík, zwei Uhr morgens. Weit und breit keine Busse, die uns nach Reykjavík hätten bringen können. Um 8:45 Uhr mussten wir in Reykjavík sein, Weiterflug nach Ísafjörður. Es blieb uns nichts anderes, als die Bikes startklar zu machen. Kühler Wind und Nieselregen, wir hatten nichts anderes erwartet. Tagebucheintrag vom 15.07.2000 (...) natürlich war es schönes Wetter! Ja richtig, so war es nicht. Nasskalter Nieselregen und stetiger Wind machte das Fahren erst richtig gemütlich (...) Nach 90 Minuten waren die Bikes in fahrtüchtigem Zustand. Es war nicht wirklich dunkel, aber auch nicht hell. Die Fahrt ging los. Dann und wann ein Auto, sonst waren wir alleine unterwegs. Die restlichen Touristen waren wahrscheinlich längst zu Bett in einem der Flughafenhotels oder in Reykjavík. Die Strecke führte durch Moore, wir sahen kaum weiter als 200 Meter, dann Nebel. Nach den ersten Kilometern bemerkten wir, dass wir etwas nicht unwesentliches vergessen hatten: Wasser! Mit leeren Bidons und durstig kamen wir nach rund 40 Kilometer in Hafnarfjörður an. Zu unserem Glück fanden wir gleich an der Hauptstrasse eine Tankstelle, endlich was zu trinken. Früh am Morgen erreichten wir Reykjavík und schlussendlich auch den Domestic Airport. Wieder einmal machten wir unsere Fahrräder flugtüchtig und dösten ein wenig. Wie waren nicht die ersten. Touristen aus allen Teilen der Erde fanden wir hier: Japaner, Deutsche, Amis und Engländer. Die meisten von ihnen flogen in den Norden nach Akureyri, der zweitgrössten Stadt der Insel oder nach Egilstaðir ganz im Osten. Mit zehn anderen Fluggästen flogen wir schliesslich in die Westfjorde. Mit quietschenden Reifen landeten wir nach einem Anflugmanöver sondergleichen in der Metropole der Westfjorde, welche stolze 3500 Einwohner zählt. Steil abfallende Felswände und karge Wiesen liessen uns die Urtümlichkeit und die Schönheit der Region ein erstes Mal erahnen. [Der Flughafen der Westfjord-Metropole :) ]In ísafjörður sahen wir uns nur ein wenig um, es ist aber ein sauberes, kleines Fischerstädtchen. Wir besorgten uns ein wenig Benzin und (wichtig) Wasser. Die Reise konnte jetzt erst richtig beginnen. Bei einer leichten Brise und trockenem Wetter machten wir uns auf den Weg in das Breiðdalur. Nach kurzer Zeit kam einer der längsten Tunnels Islands in Sicht, wir mussten also über den Pass. An eine Tunneldurchfahrt war nicht zu denken. Wir entschlossen uns erst Einmal eine längere Rast zu machen und ein wenig zu schlafen, wir hatten dies seit 48 Stunden nicht mehr getan. Wir heizten unseren Benzinkocher an und speisten eine Suppe. Der Nebel wich der Sonne und unser erstes Teilziel, der Pass auf der Breiðadalsheiði kam in Sichtweite. [Blick auf den Fjord]Altschneefelder waren keine Seltenheit. Erstmals konnten wir auf die andere Fjordseite blicken und erspähten in der Ferne die steinernen Strände von Hornstrandir und Umgebung, welche nur noch im Sommer bewohnt sind. Nach einem mühsamen Aufstieg, was meiner eher erbärmlichen Kondition zu verdanken war, kamen wir auf dem Pass an. [Ein weiterer Blick auf den Fjord]Roger ging es da schon besser, er hatte diesen Teil der Strecke ganz locker bewältigen können. So war ich froh oben zu sein. Wolken dominierten nun wieder die Sonne. Kahle Felsen und Steinhalden, Steinwüste in ihrer einzigartigen Faszination. Unsere Stimmung war gut, bis mich Roger auf ein Hindernis aufmerksam machte. Unsere Strasse bergab endete bereits 30 Meter nach der Passhöhe in einem Schneefeld. Tagebucheintrag vom 16.07.2000 (bezogen auf 15.07.2000) (...) Welch ein Wunder, die Strasse war durch ein steil abfallendes Schneefeld blockiert, wir hatten jedoch keinen Bock nach dem anstrengenden Aufstieg kehrt zu machen. (...) von unten sahen wir dann, wie riskant das ganze wirklich war, mit einem 40 Meter Sturz, beinahe "senkrecht", hätten wir wohl rechnen müssen, dazu kam es aber nicht, da Roger meine liebevoll gepflegte Velopumpe zu einem Eispickel umfunktionierte (...) [Der Pass]Binnen kurzer Zeit im Vergleich zum Aufstieg fuhren wir auf schwieriger Strecke, zwischen Steinen und Felsbrocken hindurch, hinab an den Önundarfjörður. Schliesslich schlugen wir unser Lager für die Nacht unweit einer Holt (Pfarreisitz, Kirche) auf. In einer geschützten Sanddüne stellten wir schliesslich das Zelt auf. [Landschaft] [...und beim campen]Hungrig assen wir Spaghetti an Tomatensauce und schliefen ein. Wir hatten wohl unser Zeitgefühl vollkommen verloren, ungewohnt der hellen Nacht. Der Fjord lag in einem schon fast mystischen Nebel. Am nächsten Morgen war es eigentlich schon 13 Uhr. Eine frische Brise wehte die Gemlufallsheiði herunter. Wir verliessen den Önundarfjörður, den kargen und mächtigen Fjord. Die Strecke führte stetig bergauf, war aber schlussendlich relativ einfach zu bewältigen. Eine weitere kleine Bergstrecke war geschafft und wir erreichten Þingeyri am Dýrafjörður. Ein kleines Fischerdorf, wir verpflegten uns. Es war bereits Abend, da wir erst sehr spät aufgebrochen waren. Die Strasse war nicht mehr asphaltiert, aber trotzdem hart, so dass wir die ersten Kilometer zügig vorwärts kamen. Dann setzte starker Wind ein. [The Long and Winding Road]Wir kämpften uns in Serpetinen die Strasse hoch. Hin und wieder zeigte uns ein Blick in das Tal hinunter wie wunderschön es hier eigentlich war. Die letzten Sonnenstrahlen warfen ihr Licht in den Nebel und auf das Wasser des Fjords. Stimmung wie man sie nur selten antrifft. Spätestens jetzt bereute ich, dass ich keine gute Kamera mit hatte. Die Photos wurden dementsprechend schlecht. Aber so was muss man eh erleben und nicht auf einem Photofilm festhalten. Wie kämpften und Meter um Meter weiter. Ganz oben im Nebel sahen wir die Passstrasse, dort musste es sein. Nebel fegte über den Pass hinweg. Gerne wären wir schon dort oben gewesen. Wie nahmen es mit Humor und witzelten herum. Das Velo stossend erreichten wir die Passhöhe. Es war kurz vor Mitternacht. Tagebucheintrag vom 16.07.2000 (...) schlussendlich fegte uns der Wind beinahe vom Bike, schon beinahe ein Orkan (...) Bei 4 Grad Celsius und enormer Feuchtigkeit legten wir uns schlafen (...) Wir assen noch eine Kleinigkeit, trugen uns im Gästebuch ein und das war's. Gästebuch? Ja, wir übernachteten im Not-Shelter auf der Passhöhe, das Zelt ausstellen bei dem Wind wäre keine Gute Idee gewesen! Um neun Uhr morgens ging´s weiter. Der Wind hatte zum Glück etwas nachgelassen und das Wetter war auch wesentlich freundlicher als am Tag zuvor, ab und zu sogar ein Sonnenstrahl. Die Landschaft wurde zunehmend sanfter, das lag wohl auch am Wetter. Um einen Teil des Arnarfjörður herum kamen wir bei den Dynjandi (oder auch Fjallfoss genannt) an. Wasserfälle die über mehrere Kaskaden hinunter bis an den Fjord stürzen. Wir genossen die Sonne und das entspannende Rauschen des Wassers und dösten ein wenig. Ich hätte noch ewig weiter liegen können, trotzdem nahmen wir den nächsten Pass in Angriff, eigentlich waren es zwei Pässe. Die Strasse führte am Rande der Gláma entlang. Kleine Seen und kahle Felsen prägten das Bild. Ich hatte wohl zu wenig gegessen. Ich fühlte wie mir die Kraft bereits nach wenigen Kilometern ausging. Trotzdem genoss ich die markante Landschaft, der Wind hatte praktisch nachgelassen. Ein Reisecar voller Touristen überholte uns, und winken können sie auch, das wissen wir jetzt. Ich lächelte so gut es ging. Irgendwo auf der Dynjandisheiði, einige Kilometer vor dem Hornatær, setzte bei mir alles aus: Kraft, Wille und Hirn, ich wollte mich nur noch hinlegen und was essen. Roger kochte Spaghetti. Es waren die scheusslichsten Spaghetti die ich jemals gegessen hatte. Ich glaube bei ihm hatte das Hirn auch ausgesetzt, schliesslich würgte ich ein Gemisch aus Wasser, Milchpulver, Gewürzen und Spaghetti hinunter. Gewirkt hatte die Ware immerhin. Wir erreichten die zweite Passhöhe. Mir ging es schon wieder gut. Die Abfahrt nach Flókalundur war dann noch ein Kinderspiel. Wir hatten uns entschieden unser Leben ein wenig einfacher zu machen und wollten am nächsten Tag die Fähre nach Stykkishólmur nehmen. Wir campierten am Fluss und speisten im Restaurant gleich an der Kreuzung. Der nächste Tag offenbarte sich in Sommermanier! Das merkten wohl auch die Fliegen, die uns sofort in Beschlag nahmen. Nach dem "Z'morgä" fuhren wir in das nur sechs Kilometer entfernte Brjánslækur, wo die Fähre ablegt. Auf halber Strecke sahen wir die Fähre den Hafen verlassen. Aber bestimmt würde die nächste gleich in zwei Stunden fahren. Sie fuhr natürlich erst um halb acht abends. Wir hatten also sieben Stunden Aufenthalt. [Warten auf die Fähre]Tagebucheintrag vom 19.07.2000 (...) ein Easy-Day braucht es halt hin und wieder, morgen beginnen wir dann mit der Umrundung der Snæfellsnes Halbinsel (...) Roger war nicht besonders erfreut darüber, krallte sich ein Buch und legte sich in die Sonne. Mir war die Fahrpause gerade recht. Zudem tauchte die Sonne die Region in ein sanftes gelb grün, was die Landschaft sehr freundlich aussehen liess. Ich nutzte die Zeit um einige noch immer nasse Sachen an der Sonne zu trocknen. Im Kassenhaus, das übrigens auch eine Cafeteria ist, gab es noch die Möglichkeit die schmutzigen Kleider zu waschen. Bei Kaffee und Mintschokolade genossen wir die letzten wärmenden Sonnenstrahlen. Die Fähre fuhr ein. Wir liessen unsere Bikes an die richtige Stelle lotsen. Wieder einmal waren wir die einzigen Radreisenden. Überhaupt hatten wir bis anhin keine anderen Biker gesehen. Zuerst liefen wir Flatey an, im Sommer bewohnte Inseln. Schliesslich nach drei Stunden kamen wir in Stykkishólmur an, irgenwann gegen elf Uhr oder so. Wir kochten noch Reis, da wir schon wieder hungrig waren, obwohl wir eigentlich auf dem Schiff ausgiebig gegessen hatten. Da das Wetter ganz gut war, hatten wir unser Zelt ziemlich schlampig aufgestellt. Ich erwachte gegen vier Uhr. Regen hatte eingesetzt und starker Wind, der irgend etwas mit unserem Zelt zu schaffen hatte. Roger schlief, ich verliess wohl oder übel das Zelt und musste feststellen, dass sich das Zelt auf der einen Seite aus der Verankerung gelöst hatte. Ich befestigte das Ganze so gut es ging und versuchte weiter zu schlafen. Ich erwachte gegen elf Uhr und genoss die erste Dusche seit langem. Nachdem ich lange, lange geduscht hatte, stand dann auch Roger langsam aber sicher auf. Zuerst nach Süden, dann alles nach Westen fahrend, kämpften wir mit stetigem Gegenwind und heftigem Regen. Es wurde dann immerhin ein wenig freundlicher. Die Sonne brach hie und da wieder durch die tief hängenden Wolken. Durch Licht und Schatten wurden die Fjorde und Berge in eine atmosphärische Landschaft verwandelt. Wir trudelten völlig durchnässt in Grundarfjörður ein und quartierten uns im wohl vornehmsten Hotel der ganzen Region ein. Die Dame an der Reception starrte mich an, als würde ich von einem anderen Planeten kommen. Was hatte sie nur erschreckt? Meine tropfende Kappe, mein schmutziges Gesicht oder war es doch die Jacke? Als sie schliesslich meinte sie hätten noch Zimmer frei, drehte ich mich um und kehrte zu Roger zurück, der noch draussen wartete. Jetzt wusste ich, warum sie sich so erschreckt hatte; ich konnte nur noch der braunen Wasserlache folgen und *swap* da war ich wieder draussen! 240 DM pro Nacht wurde verlangt, wir entschieden uns dann für die billigere Lösung von 30 DM pro Nacht, ohne Service, Morgenessen etc. Wir durften sogar unsere nassen Sachen inklusive Zelt im Waschraum trocknen lassen. Wir plünderten noch den Supermarkt und schauten danach englische Spielfilme mit isländischen Untertiteln. Eigentlich hätten wir es geniessen sollen, wieder einmal in einem richtigem Bett zu schlafen. Doch ich war es nicht mehr gewohnt und hatte Mühe einzuschlafen. Die erste Panne überhaupt, hatten wir gleich am nächsten Morgen zu verzeichnen, obwohl wir noch gar nicht unterwegs waren. Ich wollte nur mein Vorderrad nachpumpen, als Roger fand, das ginge zu langsam und würg, würg, würg...irgendwie hatte er es geschafft mein Ventil, respektive den Schlauch zu zerstören. Nach einem Schlauchwechsel konnten wir dann doch noch aufbrechen. Es war trocken, aber bewölkt und die Wolken hingen in den Bergen. Die Hoffnung schwand, den weltberühmten Snæfellsjökull zu erblicken, der auch schon Autoren wie Jules Verne (Die Reise zum Mittelpunkt der Erde) und Halldór Laxness (Am Gletscher) in seinen Bann gezogen hatte. Noch war nichts mit dem Blick auf ihn. [Die Kontinental-Spalte]Wir waren relativ schnell in Ólafsvík, einem Fischerstädtchen. Wir kauften einen Leib Toastbrot und Barbecue Sauce. Jawohl, ein weiterer kulinarischer Tiefflieger, immerhin, geschmeckt hatte es! Wir hatten die Qual der Wahl, entweder über einen ca. 600 Meter hohen Pass mit Gegenwind oder um den Vulkan herum. Wir entschieden uns um den Vulkan herum zu fahren. Kaum hatten wir die letzte Dörfer, Rif und Hellissandur hinter uns gelassen, setzten Regen und starker Gegenwind ein. Wir fuhren durch moorartiges Gebiet, das praktisch keine Hügel hatte. Dichter Nebel zog vom Meer her auf. Wir sahen keine 60 Meter weit, geschweige denn den Snæfellsjökull. Ich war schon ein wenig enttäuscht. Tagebucheintrag vom 21.07.2001 (...) unser Ziel war es um den Vulkan herum zu fahren, nur leider sahen wir ihn nicht, wir sahen gar nichts von der Landschaft, dichter, dichter Nebel. Aber irgendwie war es trotzdem lustig, einfach nie den Humor verlieren! (...) Beim einzigen geschützten Ort weit und breit machten wir eine Rast. Ein Koloss von einem Bagger gab uns wenig Schutz vor Nässe und Wind. Hier war es schon merklich früher Nacht als noch in den Westfjorden; aber immer noch hell genug um sicher fahren zu können. Das dachten wir zumindest, bis wir beinahe von einem Lastwagen gerammt wurden, der uns nicht kommen sah. Bedrohlich schwenkte der Anhänger aus, aber gerade noch einmal Glück gehabt. Wir hatten es geschafft und den 1446 Meter hohen Berg umfahren. Wir trafen beim Bauern von Hellnar ein, südlich von Arnarstapi. Für ein kleines Entgelt durften wir in seiner Scheune übernachten. Was von aussen eher dürftig aussah, war in Wirklichkeit die edelste Unterkunft, die wir während der gesamten Zeit auf Island hatten. Alles war vorhanden: Duschen, Toiletten, diverse Betten, ein Esstisch und sogar eine Kochnische! Da hatten wir auch genügend Platz um wieder die nassen Sachen zu trocknen. Alles war perfekt. So konnten wir auch dasselbe Wetter am nächsten Tag ertragen. Adieu Snæfellsjökull, der sich uns einfach nicht zeigen wollte. Durch Nebel und Regen fuhren wir die bisher längste Etappe bis, hmmm, wir wissen es nicht mehr, aber bis ca. 40 bis 50 Kilometer vor Borgarnes. Wir waren Durchnässt, hatten keine Lust zum kochen, es gab keine Duschen und die einzige Hütte war von Isländern für ein Fest gemietet worden. Tagebucheintrag vom 22.07.2000 (...) das Haus wurde von einigen Isländern gechartert, super, immerhin durften wir unsere nassen Sachen unter dem Vordach aufhängen. Unsere Stimmung war auf Null, wir waren müde und klitsche-klatsch nass! Zu essen gab es nur noch Brot und Mars, wenn da die von uns zuvor als "asozial" bezeichneten Isländer uns nicht zum Essen eingeladen hätten. Die Gastfreundlichkeit kam zwar plötzlich, war aber nicht unwillkommen! Da sassen wir nun also. Die durchnässten Schweizer, barfuss, inmitten von drei Isländischen Familien inklusive Verwandtschaft. Diese hatten zwar schon gegessen und wir sassen alleine mit einigen neugierigen Kindern am Tisch, die uns ausfragten. Wir wurden bedient mit Bier, Wein, gekochtem Lammfleisch, Kartoffeln und Salat und als ob das noch nicht gereicht hätte, wurde uns zum Dessert noch ein Irish Coffee serviert. Unsere Laune war inzwischen wieder top. Es war das beste Essen, das wir auf Island hatten und ich bin mir nicht sicher, ob mir schon jemals etwas anderes besser geschmeckt hatte! Verlegen verabschiedeten wir uns! Als wir am Morgen aufbrachen, schlief sonst noch alles. Irgendwie hatte sich alles in dieser Nacht gewandelt. Zwar hatte Roger einige gebrochene Speichen, aber egal! Mit guter Laune und zunehmend schönerem Wetter fuhren wir Richtung Süden, nach Borgarnes. Ein kurzer Aufenthalt an der Sonne und mit der Frage warum es hier sechs Tankstellen am selben Platz braucht, fuhren wir auf der Ringstrasse weiter nach Süden. Reykjavík war unser erklärtes Ziel. Die Strecke war nur teilweise schön, da es auf der Ringstrasse auch viel Verkehr hatte. Dennoch wurde die Landschaft immer üppiger und feiner. Keine steil abfallenden Fjorde mehr. Von Akranes aus wollten wir die Fähre nach Reykjavík nehmen. Wir fanden zwar einen Hafen aber keine Fähre. Wir fragten einen Jugendlichen, der darauf hin seinen Vater holte. Dieser erklärte uns, dass es hier seit zwei Jahren keine Fähre mehr gäbe. Tja, dachten wir, Pech gehabt. Der Tunnel ist aber für Velos gesperrt, also packte der Isländer unsere Velos kurzerhand in sein nicht besonders grosses Auto, er müsse ja sowieso nach Reykjavík. Dann gab es noch von ihm gesponserte Verpflegung, wir waren ja schliesslich so arme und desorientierte Touris! Er zeigte uns noch wo wir die Speichen auswechseln lassen könnten. Auf dem Camping Platz in Reykjavík planten wir unser nächstes Ziel, den ca. 110 Kilometer entfernten Geysir. Bei bestem Sommerwetter brachen wir auf und verliessen die autobahnähnliche Strasse bei Mosfellbær. Durch ländliche Gegend, hin und da ein Bauernhof, erreichten wir den Leirvogsvatn, einen kleinen See. Von hier aus war alles überblickbar. Saftig grüne Weiden, blauer Himmel und der Þingvallavatn zu unseren Füssen. Zum ersten Mal nach Reykjavík sahen wir Radler (auf freier Wildbahn). Eine vierköpfige Familie mit Tandem. Eine wenig Reisegeplapper und dann herausfindend dass man ja eigentlich aus dem selben Land kommt, setzten wir unsere Reise fort. In Þingvellir besuchten wir noch die Spalte, die die Europäische von der amerikanischen Platte trennt. Das ganze wäre schöner gewesen, wenn nicht Busse voller Touristen gekommen wären. Japaner, Amis, Deutsche und Schweizer. Wir flüchteten und konnten auf der anderen Seeseite erkennen, dass es von da viel, viel schöner war. Ein wenig Schadenfreude kam auf. Nach einer kleinen Passüberfahrt kamen wir in Laugarvatn an. Da verpflegten wir uns erst einmal und kauften im Supermarkt unser Nachtessen ein; einen Liter Milch und eine Packung Kellogs Chocos. Die Strasse führte nun durch grüne Weiden und die Abendsonne tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Hie und da junge Bauern bei der Arbeit. Wenig Verkehr, eine leicht kurvige Strecke und milde Temperaturen erlaubten uns ein angenehmes Fahren. Hungrig trafen wir bei den Geysiren ein und assen auf dem Campingplatz unsere Kellogs Chocos. Einige Touristen wunderten sich ein wenig über uns, wie man ein Jumbo-Packung Kellogs in fünf Minuten essen kann.Der Camping war voller Touristen, die Meisten mit Jeeps unterwegs, ab und zu isländische Touristen. Einige Radler waren ebenfalls anwesend, sogar ein Deutscher mit einer Vespa, die wohl auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die Luft roch leicht nach Schwefel und erinnerte uns daran, dass wir noch die Geysire gleich nebenan besuchen wollten. Eine eindrückliche Sache, das fanden nicht nur wir. Als wir am nächsten Morgen wieder aufbrachen, waren wir froh, am Vorabend die Geysire besichtigt zu haben. Die Touristenbusse kamen im zehn Minuten Takt an. Einige fuhren auch direkt zum Gullfoss weiter. Das selbe taten wir, nachdem wir uns ein Bad genehmigten im Schwimmbad. Eindrücklich stürzt das Wasser in die Tiefe. [Der Gullfoss]Wir blieben aber nicht lange und machten uns auf den Rückweg nach Reykjavík, den wir gemütlich angehen wollten. Nach dem Überqueren einer Brücke übersah ich ein Schlagloch, die Federgabel wurde durchgedrückt und schleuderte mich über den Lenker. Zum Glück passierte nichts schlimmes, nur eine leichte Prellung an der Hand. Inzwischen war es wirklich warm geworden und erlaubte kurzärmlig zu fahren. Durch hügliges Gelände fuhren wir auf Naturstrasse nach Flúðir, was zu einer reiner Tortur wurde. Alles war gut und die Landschaft extrem schön, bis vor uns schliesslich die Strasse noch schlechter wurde aufgrund von Bauarbeiten. Die Lastwagen fuhren hier so alle zwei bis drei Minuten an uns vorüber und verloren jeweils Kies und schleuderten Steine auf uns, die meisten ungebremst. So hatte Roger Glück, als er beinahe völlig übersehen wurde. Er konnte gerade noch ausweichen. Staubig erreichten wir schliesslich den "Nobelort" Flúðir und liessen uns auf dem örtlichen Camping Platz nieder, der ganz am Rande der Stadt liegt. Roger döste ein wenig an der Sonne während ich barfuss einen Spaziergang unternahm. Es war bereits wieder Abend und wir wussten, es war einer der letzten auf Island. Unsere Rückkehr in die Schweiz stand kurz bevor. Am nächsten Tag fuhren wir nur nach Selfoss, die Gegend wurde zunehmend uninteressanter und wir landeten schliesslich auf der Ringstrasse. Unsere ständigen Begleiter von Sellfoss nach Reykjavík waren die Lastwagen. Wir trafen wieder in Reykjavík auf dem Camping ein. Wir verprassten unser letztes Geld im Pizza-Hut, ein Bier kostete müde 15 Mark, egal, dachten wir. Wir fuhren am nächsten Tag los nach Keflavík, wo wir unsere letzte Nacht verbrachten. Auf halber Strecke weit, weit weg, in grosser Distanz fiel Roger ein markanter Berg auf, der mit Schnee bedeckt war. Wir hatten ihn also doch noch gesehen, den Snaefellsjökull. "Warum nach Island?", wurden wir von Kollegen gefragt. Jetzt wissen wir warum nach Island, wer schon einmal da war, weiss ebenfalls warum (oder eben, warum nie wieder). Und es war, zumindest für mich, nicht das letzte Mal. Kommentare, Kritik und Fragen sind herzlich willkommen: florian@mondferkel.ch |
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